Stadt Graz

 

Bereits im Jahr 2001 gab es einen Beschluss der Stadtregierung, Gender Mainstreaming umzusetzen. Nach dem TOP-DOWN-Prinzip wurde der Magistratsdirektor beauftragt die Implementierung von Gender Mainstreaming in die Wege zu leiten. Ein ProjektleiterInnenteam, bestehend aus dem Magistratsdirektor, der Leiterin des Frauenreferates der Stadt Graz und einer Mitarbeiterin der Abteilung Personalentwicklung, wurde zusammengestellt. Neben diesem Gender Mainstreaming-Projektleitungsteam, das operativ agiert, gibt es eine Gender Mainstreaming-Steuerungsgruppe, die den Implementierungsprozess beobachtet. Diese fungiert als Informations- und Diskussionsgremium und ist mit AkteurInnen aus Politik und Verwaltung besetzt.

 

Die mit Gender Mainstreaming beauftragten AkteurInnen der Stadt Graz nahmen bereits im Rahmen der Equal-Entwicklungspartnerschaft Just GeM (2003 – 2005) und nun in der Equal-Entwicklungspartnerschaft POP UP GeM (2005 – 2007) laufend an Gender Mainstreaming Schulungen teil. Als Gender Mainstreaming Agents“ verfügen sie über Gender-Expertise, die sie in der Implementierung von Gender Mainstreaming in ihren Aufgabenfeldern einsetzen und die auch von anderen Fachbereichen der Stadt Graz zugezogen wird.

 

 

Stadtgemeinde Kapfenberg & Raumplanungsbüro Pumpernig & Partner:

 

Öffentliche Verwaltung und ein Unternehmen arbeiten hier zusammen an der Umsetzung von Gender Mainstreaming in den externen Leistungen der Organisationen und zwar im Bereich der gendersensiblen Raumplanung. Durch die Initiative der Bauamtsdirektorin und deren Zusammenarbeit mit dem Raumplanungsbüro Pumpernig & Partner innerhalb von POP UP GeM, wurde die Stadtverwaltung Kapfenberg mit dem Thema Gender Mainstreaming konfrontiert. Ein klares Bekenntnis zur Umsetzung von Gender Mainstreaming kommt von der Bürgermeisterin der Stadtgemeinde Kapfenberg, die Gender Mainstreaming engagiert nach außen und innen vertritt. Neben Bürgermeisterin, Baumamtsdirektorin und Mitarbeiterinnen des Raumplanungsbüros Pumpernig, sind eine Gemeinderätin als Referentin für Gleichstellungs- und Frauenförderungsfragen und die Leiterin des Referates Personalwesen zentrale AkteurInnen, um die Umsetzung von Gender Mainstreaming in den Handlungsfeldern der Stadtgemeinde Kapfenberg zu begleiten.

 

Gender-Expertise wurde im Laufe des Projektes durch die Teilnahme an Coachings, Schulungen und Workshops aufgebaut. Führungskräfte der Stadtgemeinde nahmen an einer speziellen Führungskräfteschulung teil, es gab eine Einschulung zum Thema geschlechtergerechte Sprache für Verwaltungspersonal und einen Workshop zum Thema „Gendersensible Pädagogik“ für KindergärtnerInnen. Weiters wurde die Seminarreihe Gender Mainstreaming in Theorie und Praxis“ zum Know-how-Aufbau genutzt. Außerdem eigneten sich Führungskräfte aus Politik und Verwaltung grundlegendes Wissen zum Thema Gender Budgeting an. Im Bereich geschlechtergerechter Raumplanung wurden Expertinnenworkshops besucht.

 

 

SFL Technologies

 

Die Firma SFL Technologies mit Sitz in Stallhofen ist im Bereich Stahl-, Fassaden- und Lüftungsbau tätig. Gegründet wurde das Unternehmen 1993. Derzeit gibt es in den drei Haupttätigkeitsfeldern Planung, Produktion und Montage 650 MitarbeiterInnen.

 

Zentrale AkteurInnen für die Gender Mainstreaming-Umsetzung bei SFL sind der Geschäftsführer und der Prozessmanager der Firma SFL, die von Gender Mainstreaming-Expertinnen der EP POP UP GeM unterstützt wurden.

 

Ursprung für die Idee an der EP POP UP GeM mitzuarbeiten war ein Lehrlings- und Fachkräftemangel im Bereich Metallbau und Technik. Im Vorfeld von POP UP GeM hat PRISMA – Zentrum für Ausbildungsmanagement für SFL ein Ausbildungsmodell im Bereich Metallbautechnik entwickelt, in dem 12 Frauen im Jahr 2005 ausgebildet wurden. Die positive Erfahrung die SFL dabei gemacht hat, motivierte die Geschäftsführung und den Prozessmanager bei der EP POP UP GeM mitzuarbeiten.

 

 

TCM International Tool Consulting und Management

 

Die Firma TCM wurde 1999 gegründet und ist im Bereich Tool Management, Werkzeugbau, Werkzeugautomaten sowie Prüf- und Messvorrichtungen tätig.

 

418 MitarbeiterInnen arbeiten insgesamt im Unternehmen TCM, das Standorte in Österreich, Deutschland, Luxemburg, Slowenien, Ungarn, Polen, Tschechien, China, Slowakei, Russland, Brasilien und Australien hat. Am Stammsitz, in Georgsberg bei Stainz, sind 75 Personen tätig.

 

AkteurInnen bei der Implementierung bei TCM International waren der Geschäftsführer von TCM International, die Leiterin der Abteilung Human Resources, die Leiterin der Abteilung Qualitätsmanagement, der Leiter Marketing & Kommunikation sowie externe GM-BeraterInnen der EP POP UP GeM.

 

Die Gender-Expertise wurde im Laufe des Projektes in einem firmeninternen Seminar für Führungskräfte, in der Seminarreihe Gender Mainstreaming in Theorie und Praxis“ und durch Coaching von externen Gender Mainstreaming- und Human Resource-BeraterInnen der EP POP UP GeM aufgebaut.

 

 

 

Arbeitsmarkt

 

Von den vier Mio. unselbständig Erwerbstätigen in Österreich sind 46% Frauen. Vergleicht man die Verdienste, so ergibt sich jedoch ein anderes Bild.

 

    Von den 110 Mrd. Euro, die unselbständig Beschäftigte 2008 insgesamt erhalten haben, entfielen 72 Mrd. auf Männer und nur knapp 38 Mrd. auf Frauen (Lohnsteuerstatistik 2008).

    Frauen fallen also nur 34% des Gesamteinkommens zu, während der Anteil der Männer 66% beträgt.

 

Gründe:

 

    Die geringere Arbeitszeit von Frauen, wenn sie traditionell von Frauen erledigte unbezahlte Betreuungs- und Versorgungsarbeit der Familie leisten.

    Frauen und Männer werden in der Arbeitsmarktpolitik der Regierung unterschiedlich behandelt: Während Männer überwiegend qualitativ hochwertige AMS-Maßnahmen wie Umschulungen und Gründungsförderungen beanspruchen, erhalten Frauen überwiegend „billige“ und qualitativ nicht nachhaltige Förderungen und Kurse.*

    Schlechtere Entlohnung für Frauen bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit.

    Frauen stoßen beim beruflichen Aufstieg häufiger an die gläserne Decke.**

    Frauen sind nach wie vor mit vielfältigen Benachteiligungen am Arbeitsmarkt konfrontiert.***

 

 

Die EU-Kommission führt im Gleichbehandlungsbericht 2007 als Hauptgründe der Einkommensschere (gender pay gap) die geschlechtsspezifische Teilung des Arbeitsmarktes nach Branchen, das Phänomen der „gläsernen Decke“ und die Kinderbetreuung an.

 

Frauen stellen im Dienstleistungssektor, im Erziehungsbereich, im Gesundheits- und Sozialbereich die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten. Männer sind im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich überproportional stark vertreten. Dies bedeutet, dass neben persönlichen Interessen und Begabungen traditionelle Rollenbilder in der Berufswahl zum Tragen kommen: Gut sichtbar wird dies beispielsweise bei der Wahl der beliebtesten Lehrberufe, wo die Friseurin und die Bürokauffrau bei den Mädchen und der Elektriker und der Mechaniker bei den Buben seit Jahren die Top-Platzierungen belegen, oder der konstant niedrige Anteil weiblicher Studierender im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich.****

 

 

 

 

Österreich/Arbeitsmarkt  – Berufswahl der Mädchen

 

Am letzten Donnerstag im April findet in den USA seit 1993 der „Take Our Daughters To Work Day“ statt. Es ist der Tag, an dem die Mädchen offensiv in die Arbeit eingeführt werden.

 

Die Erfinderin der Töchter-Aktion, Marie Wilson, die Präsidentin der Ms.-Foundation meint: „Stellt euch den Tag vor, an dem Mädchen wie ihr absolut überall arbeiten werden: als Dirigentinnen, Richterinnen, Erfinderinnen, Forscherinnen. Stellt euch den Tag vor, an dem eure Eltern und Lehrerinnen sich ganz respektvoll anhören, was ihr zu sagen habt. Stellt euch den Tag vor, an dem keine Frage zu blöd ist, gefragt zu werden und ihr die Antwort bekommt, die euch zusteht. Stellt euch den Tag vor, an dem die Jungs in eurer Klasse respektvoll über Mädchen und Frauen reden und dass ihr eines Tages nicht mehr ‚zu fett, zu groß, zu laut, zu schüchtern’ seid. Stellt euch den Tag vor, an dem ihr so richtig sei, wie ihr seid – und euch die Welt offen steht.“

 

Mit ihrem Töchter-Berufstag halten die Amerikanerinnen bewusst gegen das „klassische Mädchenschicksal“ an: selbstbewusst mit 11, entmutigt mit 16. Und das mit Erfolg.*****

 

 

In einigen österreichischen Bundesländern wird der Girls’ Day bereits seit 2001 abgehalten.******

 

Am 22. April 2010 beteiligten sich zwölf Ressorts mit 33 Dienststellen am fünften Girls’ Day im Bundesdienst. Ein konkreter Output bei der Vorbereitung des Girls’ Day im Bundesdienst 2010 lag in der Aufbereitung übersichtlicher zielgruppenspezifischer Online-Materialien für Mädchen, Eltern sowie LehrerInnen als Unterstützung im Prozess der Berufsorientierung. Mit den zahlreichen Informationen zum Thema Schul- und Berufswahl, Onlinetests zu den Berufsinteressen sowie Links zu den Mädchenberatungsstellen auf der Website www.girlsday-austria.at werden Mädchen angesprochen, die sich in der Phase der Berufsorientierung befinden.*******

 

 

 

 

Wien – Gender Budgeting Pilotbezirk Meidling

 

Auf Wiener Landesebene gibt es seit Jahren ein klares politisches Bekenntnis zur querschnittsorientierten Frauen- und Gleichstellungspolitik, das sich in einer Reihe von ganz konkreten Projekten niederschlägt. Seit 1. Jänner 2000 ist Gender Mainstreaming in der Geschäftseinteilung******** für den Magistrat verankert und dessen Umsetzung in den entsprechenden Abteilungen durch Zuschreiben der Aufgaben gewährleistet.

 

Nach einer erfolgreichen Pilotphase zur Erprobung von Gender Mainstreaming im Rahmen einzelner Projekte und einer Wiener Enquete Gender Budgeting – Wege zur geschlechtergerechten Verteilung öffentlicher Gelder und Dienstleistungen“ entschloss sich die Wiener Landesregierung im Jänner 2005 zum Ausbau des Gender Mainstreaming Prozesses um Gender Budgeting. Dazu wurden eine Mitarbeiterin der Finanzverwaltung gemeinsam mit den BudgetkoordinatorInnen der einzelnen Geschäftsgruppen zu Gender-Budgeting-Beauftragten bestellt.

 

Gender Budgeting bedeutet eine gender-relevante Bewertung des Budgets durch Einbringung einer Gender Perspektive in allen Stadien der Budgeterstellung, in den staatlichen Einnahmen und Ausgaben zur Förderung der Geschlechtergleichstellung.“ (Definition des Europarats)

 

Seit März 2005 haben diese Finanzexpertinnen gemeinsam mit der Gender Mainstreaming Steuerungsgruppe********* einen Umsetzungsplan für die schrittweise Implementierung von Gender Budgeting in enger Abstimmung mit Gender Mainstreaming erarbeitet. Seit Anfang Juli 2005 ist nun auch „Gender Budgeting“ in der Geschäftseinteilung des Magistrats verankert und der MA 5 – Finanzwirtschaft, Haushaltswesen und Statistik zugewiesen.**********

 

    Die Geschäftseinteilung für den Magistrat der Stadt Wien ist in organisationstheoretischer Hinsicht der Geschäftsverteilungsplan der Stadt Wien. Die Erlassung der Geschäftseinteilung kommt der Bürgermeisterin bzw. dem Bürgermeister zu. Die Genehmigung obliegt dem Gemeinderat. Nach der geltenden Geschäftseinteilung für den Magistrat Wien bestehen derzeit acht Geschäftsgruppen, an deren Spitze jeweils eine amtsführende Stadträtin oder ein amtsführender Stadtrat steht. Die Geschäftsgruppen umfassen derzeit insgesamt 59 Magistratsabteilungen sowie die Unternehmungen Wiener Krankenanstaltenverbund und Stadt Wien – Wiener Wohnen und Wien Kanal.

    Bei der Gliederung der Geschäftseinteilung wird auf die vom Gemeinderat (nach der Gemeinderatswahl) festgelegte Gliederung in Verwaltungsgruppen Bedacht genommen. Der Magistrat wird, diesen Verwaltungsgruppen entsprechend, in Geschäftsgruppen eingeteilt. Die Geschäftsgruppen sind staatsrechtlich als „Ressorts“ zu verstehen. In ihnen werden zusammengehörige Verwaltungsaufgaben zusammengefasst.

    Neue Aufgaben, die zum Beispiel durch Gesetze oder Verordnungen auf den Magistrat zukommen, werden durch die Magistratsdirektion oder den Magistratsdirektor der nach dem Gesamtaufbau der Geschäftseinteilung logisch zuständigen Magistratsdienststelle zugeteilt.***********

 

 

*http://www.gruene.at/frauen/frauen_und_arbeitsmarkt/

**Vgl. dazu Karin Heitzmann, Gläserne Decke, gläserne Box oder Firewall. Forum politische Bildung (Hg.), Geschlechtergeschichte – Gleichstellungspolitik – Gender Mainstreaming (= Informationen zur Politischen Bildung Bd. 26, Innsbruck-Bozen-Wien: Studienverlag, 2006.

***AKINFO. www.arbeiterkammer.at

****http://www.demokratiezentrum.org/themen/genderperspektiven/lebensrealitaeten/arbeitswelt.html

*****http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2000/maerzapril-2000/nehmt-die toechter-mit-zur-arbeit-2-2000/

******http://www.womenbasic.com/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=108

*******www.girlsday-austria.at

********Die Geschäftseinteilung regelt die interne Aufteilung der vom Magistrat der Stadt Wien zu besorgenden Angelegenheiten. Durch diese wird weder eine behördliche Zuständigkeit begründet, noch eine Aufgabenvereilung geschaffen, auf deren Einhaltung ein subjektives Recht besteht. http://www.wien.gv.at/recht/landesrecht-wien/rechtsvorschriften/html/v0012600.htm

*********Die Steuerungsgruppe setzte sich aus der Bezirksvorsteherin, Gabriele Votava, dem Vorsitzenden des Finanzausschusses, Ing. Alfred Theuermann, und einer Mitarbeiterin der MA 57 – Frauenabteilung, Mag.a Ursula Bauer, zusammen. Diese Gruppe wurde nach Fertigstellung des Plans aufgelöst.

Weiters stand in der MA 57 mit Mag.a Katharina Mader eine Ökonomin mit einem Ausbildungsschwerpunkt auf Gender Budgeting zur Verfügung. Es bestand enger Kontakt zu dem vom Magistratsdirektor eingesetzten Gender Mainstreaming Verantwortlichen, Mag. Peter Kaser, und insbesondere zum bereits seit 2002 laufenden Projekt „Gender Mainstreaming Projekt Mariahilf“ unter der Federführung der Leitstelle „Alltags- und frauengerechtes Planen und Bauen“. Für die statistischen Auswertungen des Situationsberichtes und die Auswertungen der Befragung „Leben in Wien“ sowie in spezifischen Fachfragen wie der geschlechtsspezifischen Schulhofplanung wurden von der MA 57 externe Expertinnen beigezogen.

**********Gender Budgeting Pilotbezirk, Frauenabteilung der Stadt Wien, MA 57-Frauenförderung und Koordinierung von Frauenangelegenheiten, Wien 2005

***********http://www.wien.gv.at/verwaltung/organisation/koerperschaft/gemeinde/einteilung.html