Stadt Graz

 

Um die Personalauswahl der Stadt Graz gendergerecht zu gestalten, wurden in der Stadt Graz die geplanten Schulungen für die Mitglieder der Hearingskommission durchgeführt. Insgesamt fanden 5 Schulungstermine mit dem Thema „Analyse der Hearingssituation: was Bewerber und Bewerberinnen zeigen und was wir wahrnehmen“ statt, an denen 79 Personen teilnahmen.

 

Ein „Datencoaching“ wurde in Anspruch genommen, in dem geklärt werden konnte, welche Daten die  zukünftige Personaldatenbank abfragen soll, um Aussagen über die Gleichstellung der in der Stadt Graz beschäftigten Frauen und Männer treffen zu können und daraus weitere Ziele und Maßnahmen entwickeln zu können.

 

Beispiele für Fragen, welche in Zukunft standard- und regelmäßig beantwortet werden sollen:

 

     

Wie viele männliche/weibliche Beschäftigte je Entlohnungs-/Gehaltsschema und je Beschäftigungsausmaß (Vollzeit bzw. Teilzeitvarianten)?

     

Analysen der Altersstruktur: wie viele weibliche/männliche Beschäftigte in den diversen Altersklassen?

     

Analyse der Beschäftigungsdauer und Verweildauer pro Hierarchieebene

     

Analyse der Dauer von Versetzungsansuchen nach Geschlecht und je Gehaltsklasse

     

Inanspruchnahme von Eltern- und Bildungskarenzzeiten bzw. anderen Karenzzeiten und Sabbatical pro Geschlecht und Alter

     

Abfragen nach Grundausbildung und in Anspruch genommener Weiterbildung, die durch den Arbeitgeber ermöglicht wurden nach Geschlecht

     

Analyse der beruflichen Auszeiten als Grund für Karriere-/Beförderungshemmnisse (Karenz, Freistellung, etc.)

     

Analyse der Positionen (je Hierarchieebene, Leitungspositionen, Fachkarrieren, Sonderaufgaben – Projektleitung, Teamleitung, Fachexpertise, Koordination etc.) nach Geschlecht

     

Analyse der Dienstzulagen und Nebengebühren nach Höhe und nach Geschlecht

     

Analyse der Lebensverdienstsumme nach Gehalts-/Entlohnungsschema und der entsprechenden Geschlechterverteilung

     

Analyse der Maßnahmen, die zur Gleichstellung von Männern und Frauen in den einzelnen Hierarchieebenen stattfinden (sollen) bzw. stattgefunden haben

 

Um eine weitere interne Struktur für die Umsetzung von Gender Mainstreaming zu schaffen, hat die Stadt Graz abteilungsübergreifende Projektteams zusammengestellt. Abteilungen, bei denen eine Implementierung von Gender Mainstreaming auf der Ebene der Produkte und Dienstleistungen am dringendsten zu erfolgen hat, wurden in 4 Projektteams zusammengefasst. Gemäß dem Top-Down-Ansatz wurden die ausgewählten Abteilungen vom Magistratsdirektor verpflichtet, eine Führungskraft zu entsenden, damit in weiterer Folge eine Integration in Planungs- und Entscheidungsprozesse gewährleistet ist.

           
Folgende vier Projektteams wurden geschaffen:

 

    „Innerer Dienst/Verwaltung“ = Magistratsdirektion, Präsidialamt, Abteilung für Informationsmanagement, Stadtrechnungshof, Personalamt, Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Graz

    „Arbeit mit Menschen in allen Altersstufen“ = Sozialamt, Amt für Jugend und Familie, Gesundheitsamt, Amt für Wohnungsangelegenheiten, Geriatrische Gesundheitszentren der Stadt Graz

    „Subventionen“ = Sportamt, Amt für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung, Kulturamt, Umweltamt

    „Bauen/Stadtentwicklung“ = Stadtbaudirektion, Abteilung für Grünraum und Gewässer, Abteilung für Verkehrsplanung, Abteilung für Stadtplanung

 

Diese Projektteams arbeiten an bereichsübergreifenden Lösungen für die Implementierung von Gender Mainstreaming in ihren gemeinsamen Handlungsfeldern. Interne ExpertInnen im Bereich Gender Mainstreaming haben diese Projektteams laufend geschult.

 

Strukturelle Verankerung von Gender Mainstreaming wird außerdem durch die Integration von Gleichstellungszielen in das Steuerungsmodell der Stadt erreicht. Die Stadt Graz arbeitet mit der Balanced Score Card mittels der strategische und operative Ziele sowie Maßnahmen festgelegt und Kennzahlen definiert werden, die zur Überprüfung der Zielerreichung dienen. Die Abteilungen der Stadt sind verpflichtet Balanced Score Cards zu entwickeln und darin Gleichstellungsziele zu integrieren.

 

Eine gewichtige strukturelle Verankerung und Durchdringung der Organisation geht vom Stadtrechnungshof, der unabhängigen Prüfinstanz der Stadt Graz, aus. Dieser bezieht in seinen Prüfaufträgen den Aspekt der Gleichstellung von Frauen und Männern mit ein. Das heißt, bei allen Prüfungen wird gefragt: Gibt es Gleichstellungsziele und wie wird Gleichstellung in der betreffenden Abteilung/in dem betreffenden Bereich umgesetzt?

 

Im Städtebund verbreitete der Magistratsdirektor die Erfahrungen der Stadt Graz mit Gender Mainstreaming und es gab Sitzungen zwischen Gender Mainstreaming Expertinnen der Stadt Graz und der Stadtgemeinde Kapfenberg, in denen die Grazer Gender Expertinnen ihr Wissen weitergaben.

 

 

Stadtgemeinde Kapfenberg & Raumplanungsbüro Pumpernig & Partner

 

So wurde unmittelbar nach dem Genderwalk mit der Mutter ein neuer Wickeltisch für die Stadtgemeinde Kapfenberg angekauft und in der öffentlichen WC-Anlage im Rathaus montiert und entsprechend beschildert. Weiters wurde ein Stillsessel zur Verfügung gestellt, der ebenfalls dort platziert wurde. Auf die gute Zugänglichkeit des Still- und Wickelraumes, d.h. ein Fehlen von Barrieren wie Stiegen oder schwere Türen, wurde geachtet.

 

Auf Initiative der gleichstellungsbeauftragten Politikerin der Stadtgemeinde Kapfenberg wurde ein Auftrag an die Baudirektion erteilt, ein Schild für „Familienparkplätze“ zu entwerfen und im Stadtraum von Kapfenberg an geeignet breiten Parkplätzen aufzustellen. Nach längerer Entwicklungsarbeit wurden von 30 angefertigten Hinweisschildern 11 für die Beschilderung von Familienparkplätzen mit Schwerpunkt Innenstadt im Stadtgebiet von Kapfenberg verwendet und entsprechend medial beworben. Die Schilder zeigen eine sowohl weibliche als auch männliche Figur mit einem Kinderwagen. So haben sie neben der praktischen Erleichterung beim Ein- und Aussteigen mit Kindern auch den Effekt darauf hinzuweisen, dass Kinder nicht ausschließlich in die Aufgabenbereiche der Mütter fallen.

 

Die restlichen Schilder stehen den PartnerInnen des Projekts POP UP GeM zur Verfügung, um in ihren Wirkungsbereichen ebenfalls auf eine gendergerechte Gestaltung von Parkmöglichkeiten hinzuweisen und 3 dieser Schilder wurden bei einer folgenden Veranstaltung an interessierte BürgermeisterInnen übergeben. Weiters konnte erreicht werden, dass dieses Schild durch eine namhafte Herstellerfirma nunmehr in der Steiermark zu einem günstigen Preis angeboten wird und bezogen werden kann.

 

Neben intensivem Know-how-Aufbau hat die Stadtgemeinde Kapfenberg Gender Mainstreaming folgendermaßen strukturell verankert:

 

     

In den Strategiegruppensitzungen der Führungskräfte der Stadtverwaltung wurde entschieden Gender Mainstreaming als Thema in jeder Sitzung weiter zu führen.

     

In §55 der Geschäftsordnung der Stadtgemeinde Kapfenberg wurde die Strategie Gender Mainstreaming festgeschrieben: (1) Die Verwaltung der Stadt Kapfenberg  bekennt sich zur Strategie des Gender  Mainstreaming. Dies bedeutet die konsequente Überprüfung, Bewertung und Entwicklung von Strukturen, Maßnahmen und Entscheidungen aus der Perspektive und mit dem Ziel einer Gleichbehandlung und Gleichstellung der Geschlechter.

(2) Der Grundsatz von Gender Mainstreaming ist in allen Tätigkeitsfeldern und Projekten nachhaltig umzusetzen.

 

 

SFL Technologies

 

Geschlechtergerechte/Gendergerechte Sprache

Gestartet wurde die Umsetzung vom Projektverantwortlichen und Prozessmanager der Firma mit der Neubeschreibung der Prozessabläufe in geschlechtsneutraler Sprache. In einem zweiten Schritt wurde Gender Mainstreaming als Querschnittsmaterie in allen internen Besprechungen festgelegt. Zahlreiche Dokumentvorlagen wurden im Sinne einer geschlechtergerechten Sprache überarbeitet.

 

Human Ressources Management

Nach dieser strukturellen Weichenstellung wurde der Focus auf den Bereich Personalentwicklung gerichtet. Neue Tools wie z.B. Bewerbungsbögen für die Personalsuche und -auswahl wurden entwickelt. Das Bewerbungs- und Auswahlprocedere wurde durch Interviews mit den verantwortlichen Personen sichtbar gemacht, analysiert und gemeinsam unter der Genderperspektive bearbeitet. Das Ergebnis dieser Arbeit ist eine Checkliste für ein gleichstellungsorientiertes Bewerbungsverfahren.

 

Qualitätsmanagementsystem

Das Qualitätsmanagementsystem wurde so adaptiert, dass es auch zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern im Unternehmen beiträgt. Die Umsetzung von Gender Mainstreaming wurde als Führungsverantwortung definiert, Indikatoren für die Messung des Fortschrittes wurden erstellt und das Qualitätsmanagementsystem an sich steht auch insofern auf dem Prüfstand, als es danach bewertet wird, wie es zur Vertiefung der Gleichstellung beiträgt.

 

Folgende Maßnahmen wurden umgesetzt:

 

     

Neugestaltung des Bewerbungsbogens

     

Neugestaltung des Bewerbungsformulars auf der Website

     

Konkrete Suche von Frauen für Projektleitungsstellen und die Anstellung einer Projektleiterin

     

geschlechtergerechte Umgestaltung zahlreicher Dokumentvorlagen (Briefvorlagen etc.)

     

Entwicklung einer Checkliste für das Bewerbungsverfahren

     

Implementierung von GM als Querschnittsmaterie in allen internen Besprechungen

     

Sichtbare Veränderung der Sprache und Kultur im Unternehmen auf allen Ebenen

     

Überarbeitung der Prozessanweisungen des Qualitätsmanagementsystems

 

 

TCM International Tool Consulting und Management

 

Bei der Umsetzung des gleichstellungsorientierten Assessment Centers wurde zunächst mit der Definition der gesuchten Eigenschaften und Qualifikationen für Führungskräfte im Tool Management begonnen. In einem 2-monatigen Entwicklungsprozess, der von Gender Mainstreaming-ExpertInnen begleitet wurde, wurde ein Anforderungsprofil für Tool ManagerInnen entwickelt. Die fachlichen Kenntnisse der KandidatInnen, die anfangs noch als zentraler Aspekt für das AC gegolten hatten, werden nun bereits vorab geklärt und sind nicht mehr Gegenstand des Assessment Centers.

 

Jedes Merkmal wurde gesondert auf Formulierung, Ausrichtung, Tragweite etc. geprüft, um sicher zu stellen, dass sowohl Frauen als auch Männer gleichermaßen die Ausprägung dieses Merkmals zeigen können. Zusätzlich wurde im Bereich „Soziale/persönliche Kompetenz“ als operationalisiertes Merkmal z.B. „wirkt aktiv auf die Gleichstellung von Frauen und Männern hin“ eingeführt. Die Übungen, die die KandidatInnen durchlaufen, sind entsprechend gestaltet.

 

Merkmale im Anforderungsprofil für Tool ManagerInnen:

 

     

Dienstleistungskompetenz,

     

Soziale und persönliche Kompetenz,

     

Personalführungs-/Führungskomptenz,

     

Strategische Kompetenz/Veränderungskompetenz,

     

Kompetenz in Stress- und Konfliktsituationen.

 

In einem weiteren Schritt wurden gemeinsam mit den Gender Mainstreaming-Expertinnen fünf Übungen für das Assessment Center konzipiert.

 

     

Implementierung eines betrieblichen Gesundheitsprojektes,

     

Konzeption eines Abendessens für neue MitarbeiterInnen,

     

Übungen zur Lösungsfindung,

     

MitarbeiterInnenkonfliktgespräch,

     

Eigenpräsentation.

 

Die beiden ersten Übungen wurden bewusst so gestaltet, dass weibliche Bewerberinnen (bei der derzeitigen Rollenverteilung und dem daraus entstehendem unterschiedlichen Erfahrungsschätzen) gegenüber Männern beim Lösen dieser Aufgaben im Vorteil sind. Die Übung zur Lösungsfindung wurde primär textlich aufgebaut, um Männer nicht zu bevorzugen.

 

Weiters wurden die Führungskräfte bezüglich ihrer Wahrnehmung von Frauen und Männern im Bewerbungsprozess geschult, um einen möglichen „Gender-Bias“ zu verhindern und stattdessen geschlechtssensibel vorzugehen. Die Erfahrungen/Bilder, die sie als BeobachterInnen zu einem bestimmten Verhalten haben, wurden darauf hin untersucht, ob es sich tatsächlich um eine Eigenschaft oder um eine Zuschreibung handelt. Zwei Probedurchläufe des Assessment Centers wurden durchgeführt, im Anschluss daran fanden von den Gender Mainstreaming-Expertinnen geleitete Reflexionsrunden mit den BeobachterInnen statt.

 

Da zur Zeit am Arbeitsmarkt überwiegend Männer für die Position des Tool Managers/der Tool Managerin vorhanden sind, geht die Firma TCM einen weiteren Schritt und betreibt aktives Personalmarketing um Frauen zu gewinnen. Dies geschieht z.B. im Rahmen von Headhunting oder in Zusammenarbeit mit der FH Joanneum, wo, im Rahmen des Tages der offenen Tür, gezielt Frauen angesprochen und motiviert werden einen technischen Ausbildungsweg einzuschlagen, der für die Funktion einer Tool Managerin qualifiziert.

 

 

 

Weitere Beispiele aus der Praxis:

 

 

Stadt Wien – Öffentliche Beleuchtung

 

Die Abteilung „Wien leuchtet“ ist dafür verantwortlich die Sicherheit und das persönliche Sicherheitsgefühl der Wiener Bevölkerung in der Stadt durch eine effektive Beleuchtung zu erhöhen und die Chancengleichheit in der Mobilität zu gewährleisten. Folgendes wird umgesetzt:

 

     

Bei der laufenden Instandhaltung werden die bestehenden Beleuchtungssysteme überprüft und im Sinne des Gender Mainstreaming verbessert.

     

In einer Parkoffensive wurde in 200 Parks die Beleuchtungssituation einer kritischen Bestandsaufnahme unterzogen.

     

Es wurde ein Maßnahmenplan für problematische Schutzwege in der Stadt erarbeitet.

     

Öffentliche Plätze, Parkanlagen und Unterführungen werden lichttechnisch so gestaltet, dass sie übersichtlich und einsehbar sind. Dadurch werden in der Nacht und bei Dunkelheit gleiche Mobilitätschancen für Frauen und ältere Personen geschaffen.

     

An gefährlichen Stellen im Verkehr werden die Personen durch einen Lichtwechsel oder eine stärkere Beleuchtung sowie durch eine systematische Anordnung der Leuchten visuell geführt.

 

In einzelnen Projekten wurden die Erkenntnisse des Gender Mainstreaming aber auch in die Planung und Gestaltung mit einbezogen. Beispiele hierfür sind das „Beleuchtungsprojekt Schwarzenbergplatz“, „Die Wiener Ringstraße in neuem Licht“ sowie die Beleuchtung des Wiener Stadtparks in buntem Licht. Weiterführende Informationen sowie weitere Projekte finden sich auch auf der Homepage der Stadt Wien.

 

 

Stadt Wien – Öffentlicher Grünraum

 

Die geschlechtersensible Parkgestaltung wurde erstmals 1999 bei der Umgestaltung des Einsiedlerplatzes und des St.-Johann-Parks durchgeführt. Dabei haben drei von Frauen geleitete Landschaftsplanungsbüros teilgenommen. Zunächst wurden Parkbeobachtungen durchgeführt und Treffen mit unterschiedlichen Personengruppen organisiert. Es wurden ParkbetreuerInnen, GebietsbetreuerInnen, aktive Mütter, LehrerInnen sowie Jugendkontaktbeamte der Polizei zur Situation vor Ort befragt. Die Vorbereitungen wurden damit abgeschlossen, dass in einem Workshop die gewonnen Erkenntnisse diskutiert, Lösungsansätze erarbeitet und der Rahmen für die Umgestaltung festgelegt wurden.

In einem Wettbewerb wurden schließlich die Siegerinnenprojekte ausgewählt. Sie beinhalteten im Wesentlichen folgende Punkte:

 

     

Demontage des „Fußballkäfigs“: In einem Park wurde gänzlich darauf verzichtet und im anderen wurde dieser „Käfig“ offener gestaltet, sodass er für verschiedene Gruppen nutzbar ist.

     

Eine Wiesenmulde soll die Kinder zu einem offeneren, sozial verträglicheren Spiel animieren.

     

Auf der großen Wiese wurden „Inseln“ aus Holzpritschen errichtet, die vor allem Mädchen die Möglichkeit der Raumaneignung bieten.

     

Es wurde auch darauf geachtet Rückzugsräume zu schaffen, die vor allem von Mädchen gewünscht sind.

 

 

In einem weiteren Projekt wurden der Odeonpark und der Donaukanal neu gestaltet. Allerdings wurden diesmal jugendliche Mädchen in die Planung miteinbezogen. Sie sammelten Ideen und veranschaulichten diese in Form von Plakaten oder Modellen bzw. diskutierten diese in einem Workshop. Die Wünsche der Mädchen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Sie wünschen sich einen Rückzugsraum, vorzugsweise ein „Haus“, einen Ort der Kommunikation und einen Bereich für Spiel und Sport, der aber nicht von Burschen besetzt ist.

Die Umsetzung erfolgte 2004 bzw. 2005.

 

Wenn man nun die Ergebnisse beider Projekte zusammenfasst, können folgende Wünsche der Mädchen festgehalten werden: 

 

     

Ein strukturierter Raum mit Teilbereichen.

     

Adäquate Spiel- und Sportmöglichkeiten, auch speziell für Mädchen.

     

Kommunikations- und Kontaktzonen.

     

Rückzugsmöglichkeiten.

     

Übersichtlichkeit, Überschaubarkeit und Sicherheit.

 

Die Erfahrungen und Erkenntnisse dieser Projekte wurden anschließend in den "Planungsempfehlungen zur geschlechtssensiblen Gestaltung von öffentlichen Parkanlagen" der Stadt Wien zusammengefasst.

 

 

Stadt Wien – Öffentliche WC-Anlagen

 

Die Stadt Wien hat die gewonnen Erkenntnisse in der Gestaltung der WC-Anlagen im Rathauspark und am Meidlinger Markt berücksichtigt und umgesetzt.

 

 

Stadt Wien – Geschlechtersensible Verkehrsplanung

 

Im Rahmen eines Projekts wurde die Donaueschingenstraße nach Kriterien des Gender Mainstreaming umgestaltet und dabei verschiedene NutzerInnen, insbesondere Frauen, Kinder/Jugendliche und MigrantInnen in den Planungsprozess mit einbezogen. Die angewandten Methoden beinhalteten Informationsschreiben mit Antwortmöglichkeiten an die AnrainerInnen, das Aufhängen von Plakaten in Geschäften, Arbeitsgruppentreffen, Einzelgespräche, Ortbegehungen, sowie Diskussionen. Darüber hinaus wurde neben einer Verkehrsplanerin auch eine Psychomotorikerin in den Planungsprozess eingebunden.

Schließlich wurden folgende Vorschläge und Ideen in der Neugestaltung berücksichtigt:

 

     

An allen Kreuzungen wurden Gehsteigvorziehungen mit Absenkungen für eine barrierefreie Querung angebracht.

     

Neben der Bushaltestelle wurden Fahrradständer aufgestellt.

     

Es wurden Längsparkplätze statt Querparkplätze errichtet, um eine sichere Querung der Straße zu ermöglichen.

     

Einrichtung einer Ladezone, um das Halten in zweiter Spur zu vermeiden.

     

Langfristige Umstellung der Baumabstände in der Allee, um die Lichtsituation zu verbessern.

     

Aufstellung von zusätzlichen Sitzbänken.

     

Verbesserung der Beleuchtungssituation und Montage neuer Beleuchtungskörper.

 

 

Stadt Wien – Tiefgaragen

 

Im Zuge der Sanierung der Votivpark-Garage wurden einige der zuvor genannten Lösungsansätze umgesetzt. Es wurde vor allem auf eine helle Beleuchtung geachtet und ein gutes Leitsystem geschaffen. Die Garage bietet zudem u.a. ein Kunden-WC, einen Schirmverleih, einen 24-Stunden-Journaldienst, Damenparkplätze sowie eine Videoüberwachung.

 

Auch im Rahmen des Garagen Neubaus in der Hofmühlgasse wird auf eine gendersensible Planung Wert gelegt. Hier wurde die „Leitstelle Frauen und Alltagsgerechtes Planen und Bauen“ bereits in der Vorprüfung der Pläne eingebunden.

 

 

Stadt Wien – Schulhof

 

In der Neugestaltung des Schulhofes der Schule am Johann Hoffmann Platz wurden SchülerInnen, LehrerInnen und die Verantwortlichen in die Planung und Umsetzung mit einbezogen. Es wurden Workshops abgehalten in denen alle ihre Vorschläge und Ideen einbringen konnten. Die Tatsache, dass Mädchen häufiger spazieren gehen und sich nicht aktiv betätigen, ist einerseits auf das mangelnde Angebot und andererseits darauf zurückzuführen, dass sie von Burschen vertrieben werden. Es ist daher notwendig eigene Angebote für Mädchen zu schaffen und Nutzungsregeln für die Freiräume aufzustellen, sodass die Interessen beider Geschlechter berücksichtigt werden.

 

 

Wiesbaden – Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes

 

In Wiesbaden wurden bereits bei der Wettbewerbsausschreibung die Gender Mainstreaming Kriterien festgesetzt, um deren Verankerung im Prozess zu gewährleisten. Dazu wurde auch eine Gender Mainstreaming Expertin in jenes Gremium berufen, das über den Zuschlag für die Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes entscheidet. Damit wurde sichergestellt, dass die Ergebnisse der Befragung sowie die Bedürfnisse der weiblichen Bevölkerung, insbesondere der Sicherheitsaspekt, in der Planung berücksichtigt wurden.

 

 

Hannover – Ferienangebote für Jugendliche

 

Die Stadt Hannover hat die Feriencard-Angebote für Jugendliche mit Hilfe der 3-R-Methode gegendert. Wie zuvor erwähnt, wurde festgestellt, dass hauptsächlich Burschen die Angebote wahrnehmen (Repräsentation) und ihnen zudem auch mehr finanzielle Mittel zu Verfügung gestellt werden (Ressourcen). Die Analyse der Angebotsausschreibungen hat schließlich ergeben, dass die gewählte Schriftform eher Burschen anspricht. Aus diesem Grund wurde das Feriencard-Programmheft überarbeitet und eine neutralere Sprache gewählt (Realisierung).

 

Dies kann an folgendem Beispiel veranschaulicht werden:

Ursprüngliche Ausschreibung: „Total cool – das ist bestimmt eine Tour mit dem Drachenboot! Der Drachenbootverein Hannover lädt zu einer Fahrt auf dem Maschsee ein. 22 Paddler, ein Steuermann und ein Trommler bilden eine vollständige Mannschaft. Der Trommler gibt den Takt an, um dem 13m langen Drachen die Richtung zu weisen!“

Dieses Angebot wurde von 11 Mädchen und 27 Burschen ausgewählt. Nachdem der Text geändert wurde, nahmen 17 Mädchen und 21 Burschen teil. Sie folgten folgender Ausschreibung: „Hey boys and girls! Wollt Ihr einen Mannschaftssport mit ungewöhnlichen Klängen ausprobieren? Dann seid ihr hier richtig. Der Drachenbootverein Hannover lädt zu einer Fahrt auf dem Maschsee ein. 22 PaddlerInnen, ein Steuermann und eine Trommlerin bilden eine vollständige Mannschaft. Die Trommlerin gibt den Takt an, um dem 13m langen Boot die Richtung zu weisen.“

 

Darüber hinaus wurde ein Fragebogen an die VeranstalterInnen der verschiedenen Angebote ausgesandt. Darin wurde u.a. die Verteilung von Mädchen und Jungen auf die verschiedenen Angebote erhoben und die entstehenden Kosten für typische Jungen- bzw. Mädchenangebote ermittelt. Auf dieser Grundlage kann das Programm der Feriencard weiter im Sinne des Gender Mainstreaming optimiert werden. Es wird in Zukunft auf Folgendes besonders geachtet:

 

     

Die Entscheidung über die Aufnahme der Angebote in das Ferienprogramm erfolgt nach Gender Mainstreaming Gesichtspunkten.

     

Die Formulierungen der Ausschreibungen müssen gegendert sein.

     

Um die Verteilung der Ressourcen zu ermitteln, müssen die Veranstalter entsprechende Angaben über den Kostenaufwand machen.

     

Die Vergabe der Plätze soll geschlechtergerecht erfolgen. Um dies zu ermöglichen, muss die verwendete Software weiterentwickelt werden.

     

Das Nachrückverfahren erfolgt geschlechtsproportional.

 

 

Ulm – Mädchengerechter Spielplatz

 

Zunächst wurden Jungen und Mädchen nach ihren Spielpräferenzen befragt und ihre Wünsche bei der Neugestaltung des Spielplatzes gesammelt. Darüber hinaus wurden Beobachtungen durchgeführt und die Meinung von BetreuerInnen eingeholt. Aufgrund der dadurch gewonnenen Erkenntnisse wurde die Vereinbarung getroffen einen mädchengerechten Spielplatz zu errichten und einen Umbau vorzunehmen. Es wurden z.B. kleine Häuschen aufgestellt, um einen Rückzugsbereich zu schaffen, und das Thema Wasser in den Spielplatz integriert. Darüber hinaus wurden auch Nestschaukeln aufgehängt, die mehreren Kindern ein gleichzeitiges und gemeinsames Schaukeln ermöglichen.

 

 

Deutschland – Bildungsangebote in Nationalparks

 

Aufgrund der Befragungen sind nun folgende Maßnahmen zur Umsetzung von Gender Mainstreaming in den Bildungsangeboten der Nationalparks als sinnvoll erachtet worden:

 

     

Ausschreibungen von Angeboten sollen geschlechtsneutral formuliert werden und beide Geschlechter gleichermaßen ansprechen.

     

Ein ausgewogenes Verhältnis von Mädchen und Jungen kann durch eine anteilige Platzreservierung und durch die Berücksichtigung von zeitlichen und örtlichen Präferenzen der Jugendlichen erreicht werden.

     

Die Materialien und Aufgaben in den Veranstaltungen sollten von den Jugendlichen nicht unbedingt frei wählbar sein, sondern unter Jungen und Mädchen gleichberechtigt aufgeteilt werden.

     

Das Verhältnis von männlichen und weiblichen TeamleiterInnen sollte ausgewogen sein. Sie sollten zudem auch rollenuntypische Aufgaben übernehmen, da ihr Verhalten für Jugendliche oft Vorbildcharakter hat.  

 

 

Niedersachsen – Geschlechtsspezifische Behandlungsbedürfnisse im Gesundheitswesen

 

Die Befragung der Patienten und Patientinnen hat folgende Ergebnisse gebracht:

 

     

Patientinnen legen größeren Wert darauf beim Aufnahmegespräch von einer Person gleichen Geschlechts betreut zu werden (65%) als Patienten (17,5%).

     

82,5% der Patientinnen wünschen sich eine Therapeutin, während nur 10% der Patienten einen Mann als Therapeuten bevorzugen.

     

In anderen Bereichen, wie etwa beim Thema „Informationen“, gab es hingegen keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.

 

Diese Erkenntnisse haben bei den MitarbeiterInnen zu einem Umdenken geführt und werden in Zukunft bei der Behandlung der PatientInnen berücksichtigt. Ziel ist es, die Versorgung psychisch Kranker zu optimieren und die Qualitätsstandards in den Krankenhäusern zu erhöhen. Zudem werden weitere Untersuchungen durchgeführt, die zusätzliche Erkenntnisse bringen sollen.

 

 

Bundeszentrale für politische Bildung

 

Folgende Maßnahmen wurden gesetzt, um zunächst einmal die Unterstützung der MitarbeiterInnen zu gewinnen und eine breite Basis für die Implementierung von Gender Mainstreaming zu bekommen:

 

     

Es wurde damit begonnen die MitarbeiterInnen und insbesondere die FachbereichsleiterInnen mit Hilfe von Sensibilisierungsworkshops und anderen Fortbildungen zu schulen.

     

Die eingesetzten Gender-Beauftragten fungierten als MultiplikatorInnen, vermitteln das GM-Wissen und werben in der Belegschaft für Unterstützung und Akzeptanz.

 

Die Organisation hat Gender Mainstreaming in ihrem Leitbild verankert. Damit Gender Mainstreaming aber auch im täglichen Handeln Beachtung findet, wurden folgende Maßnahmen gesetzt:

 

     

Es wurde eine hausinterne ExpertInnen-Datenbank eingerichtet, in der zu Personen recherchiert werden kann, die entweder zu Themen gendersensibel arbeiten oder sich mit dem Thema GM selbst befassen.

     

Es wird laufend über das Intranet Informationsmaterial zu GM veröffentlicht.

     

Es wird auf die Verwendung geschlechtersensibler Sprache in Flyern, Broschüren etc. geachtet.

     

Die Produkte werden mit Blick auf GM evaluiert und überprüft.

 

 

Die Fortbildungen werden so gestaltet, dass sowohl Selbstlernphasen wie auch der Input qualifizierter ExpertInnen Platz finden. In der Regel werden zunächst Inputs der ExpertInnen mit statistischen Daten und Literaturvorschlägen gebracht und anschließend Möglichkeiten für eine konkrete Umsetzung an Beispielprodukten selbst erarbeitet.

 

Bezüglich der zu Beginn genannten Ziele wurde folgendes bereits umgesetzt:

 

Informationen zum Thema Gender Mainstreaming: Es wurde ein Kongress mit dem Titel „Implementation of Gender Mainstreaming in Europe“ ausgerichtet. Zudem wurde in diversen Veröffentlichungen über das Thema informiert.

 

Implementierung von Gender Mainstreaming in anderen Institutionen: Hier wurden im Rahmen einer europäischen transnationalen Lernpartnerschaft für „Politische Bildung und Lernen für Gender Mainstreaming-Implementierung“ Bildungsmodule für GMI analysiert und in einem Handbuch zusammengefasst.

 

Gender Mainstreaming als Querschnittmaterie: In diesem Bereich wurden von den Gender Mainstreaming Beauftragten Checklisten aufgestellt und Orientierungshilfen für die Umsetzung von GM in den Produkten erarbeitet. Diese dienen als Arbeitsgrundlage innerhalb der Organisation.

 

 

 

Österreich/Arbeitsmarkt – Berufswahl der Mädchen

 

2006 haben elf Dienststellen am Girls’ Day im Bundesdienst teilgenommen, 2007 beteiligten sich mit 20 Dienststellen bereits fast doppelt so viele Dienststellen. 2008 nahmen 25 Dienststellen am Girls’ Day im Bundesdienst teil. 2009 waren 30 Dienststellen am Girls’ Day im Bundesdienst beteiligt. 2010 haben 33 Dienststellen jeweils spezifische Programme für Mädchen im Rahmen des Girls’ Day im Bundesdienst angeboten. Damit hat sich die Zahl der Dienststellen, die einen Girls’ Day im Bundesdienst durchgeführt haben, von 2006 bis 2010 verdreifacht.

 

Stark gestiegen ist die Anzahl der Mädchen, die sich aktiv am Girls’ Day im Bundesdienst beteiligten:

 

    2006 nahmen am Girls’ Day im Bundesdienst insgesamt 72 Mädchen teil,

    am Girls’ Day im Bundesdienst 2007 waren es 310 Mädchen,

    2008 bereits 752 Mädchen,

    2009 waren es 864.

 

Für den Girls’ Day im Bundesdienst 2010 haben sich 1.349 Teilnehmerinnen definitiv angemeldet, 1.185 Mädchen haben teilgenommen. Das bedeutet eine 16-fache Steigerung der Anzahl der Teilnehmerinnen von 2006 bis 2010. Insgesamt waren es somit 3.182 Mädchen, die laut Angaben der retournierten Fragebögen in den vergangenen fünf Jahren am Girls’ Day im Bundesdienst teilnahmen.*

 

 

 

Wien – Gender Budgeting Pilotbezirk

 

Konkrete Umsetzung der in der Zielvorlage formulierten Themen.

 

    Situationsbericht zur Lebenssituation von Frauen und Männern im 12. Bezirk.

    NutzerInnen- und Zielgruppenanalyse gemeinsam mit den für den Bezirk anordnungsbefugten Magistratsdienststellen.

    Gegenüberstellung der Ausgaben, Ziele der Leistungen und der Zielgruppen durch alle für den Bezirk anordnungsbefugten Magistratsdienststellen.

    Detaildarstellung bei den Modellprojekten „Umbau des Schulhofes Johann Hoffmann Platz“ und „Parkneuplanungen für den Vierthalerpark und den Theodor Körner Park“.

    Situationsbericht mit allen verfügbaren Daten zur unbezahlten Hausarbeit und zur sozioökonomischen Situation von Frauen und Männern im 12. Bezirk.

    Anspruchsgruppenerhebung für alle für den Bezirk anordnungsbefugten Magistratsdienststellen.

    Sonderauswertung der IFES Befragung „Leben in Wien“ (Sonderauswertung durch L&R Sozialforschung im Auftrag des MA 57) – Zufriedenheit der WienerInnen mit ihrer Stadt.**

 

Die Stadt Wien hat seit dem Jahr 2006 sowohl in den Budgetvoranschlägen als auch in den Rechnungsabschlüssen ein eigenes Kapitel für Gender Budgeting. Darin wurden und werden 236 Budgetansätze überprüft und der relevante Teil nach Umsetzungs- und Erfolgskategorien bewertet und dargestellt. Damit werden alle Ressorts, alle Themen des Landes und der Gemeinde Wien nach Gender Budgeting Kriterien bewertet. Wien verfolgt daher den Ansatz, nicht nur Teilbereiche des Budgets, sondern alle Budgetansätze auf ihre Genderrelevanz hin zu überprüfen.***

 

 

*www.girlsday-austria.at

**Gender Budgeting Pilotbezirk. Frauenabteilung der Stadt Wien. MA 57-Frauenförderung und Koordinierung von Frauenangelegenheiten, Wien 2005

***Gender Budgeting Projekte auf Bundes-, Länder- und Gemeindeebene, Bundeskanzleramt, Abteilung II/1, Mai 2007