Prüfmethoden

 

Die entwickelten Optionen müssen nun auf ihre voraussichtlichen Auswirkungen auf die Gleichstellung von Frauen und Männern überprüft werden. Dafür gibt es verschiedene Prüfmethoden: Eine greift wieder auf die schon bekannte 4R-Methode zurück, die zweite prüft auch Aspekte wie Wirtschaftlichkeit und Beeinflussbarkeit und die dritte bezieht den Aspekt der voraussichtlichen Akzeptanz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenüber der Maßnahme mit ein. Die vierte vorgestellte Prüfmethode ist das Gender Impact Assessment, das vor allem bei der Überprüfung der geschlechtsspezifischen Auswirkungen von Gesetzen, Verordnungen und Programmen angewandt wird.

 

1. 4R-Methode

Repräsentanz

Welche Auswirkungen werden die Handlungsoptionen jeweils auf Repräsentanz und Beteiligung von Frauen und Männern haben? Tragen sie hier zur Gleichstellung der Geschlechter bei?

Ressourcen

Inwieweit fördern die jeweiligen Handlungsoptionen die Gleichstellung von Frauen und Männern in Bezug auf die Teilhabe an Ressourcen?

Realisierung

Welche Wirkungen haben die Handlungsoptionen auf Regeln, Normen oder Werte, die Frauen bzw. Männer benachteiligen?

Rechte

Inwieweit tragen Handlungsoptionen, die sich auf Gesetze, Verordnungen, Richtlinien, Dienstvereinbarungen, Leitlinien etc. beziehen, zum Abbau unmittelbarer und mittelbarer Diskriminierung bei?

 

2. Weitere Fragestellungen, die zur Auswahl einer bzw. mehrerer Handlungsmöglichkeiten dienen und die Rahmenbedingungen und Ressourcen der Organisation mit einbeziehen, sind beispielsweise:

 

    Was ist leistbar?

    Was ist realistisch?

    Was liegt im Einflussbereich?

    Was liegt im Handlungsbereich?

 

 

3. Auswahl von Maßnahmen mittels Bewertungsmatrix*

 

 

Die Bewertungsmatrix funktioniert als Entscheidungshilfe. Jede der beiden Achsen repräsentiert ein bestimmtes Kriterium unter dem die Ideen zu bewerten sind. Für die Auswahl von Gleichstellungsmaßnahmen eigenen sich z.B. die Kriterien „Akzeptanz“ und Wirksamkeit“. Beim Kriterium Akzeptanz wird eingeschätzt, ob MitarbeiterInnen einer Maßnahme gegenüber eher positiv oder eher negativ eingestellt sind. Beim Kriterium Wirksamkeit wird die Frage gestellt, ob die Maßnahme dazu geeignet ist, das vorher festgelegte Gleichstellungsziel zu erreichen. D.h. trifft sie den Kern des Problems oder ist sie eher als flankierend zu bewerten?

 

A-Maßnahmen = hohe Akzeptanz + hohe Wirksamkeit.

B-Maßnahmen = hohe Akzeptanz, aber vermutlich geringe Wirkung. Dennoch ist die psychologische Bedeutung nicht unbedeutsam und deswegen in bestimmten Fällen durchaus berechtigt z.B. gemeinsam mit einer C-Maßnahme.

C-Maßnahmen = hohe Bedeutung für den Erfolg, aber ihre Akzeptanz ist eher gering. Vorsicht ist geboten, da die Maßnahme u.U. mehr schaden als nutzen könnte. Zusammen mit A- oder B-Maßnahmen kann eine C-Maßnahme gegebenenfalls trotzdem realisiert werden.

D-Maßnahmen sind weder akzeptiert, noch ist davon auszugehen, dass sie besonders wirksam sind. Auf ihre Realisierung ist daher zu verzichten.

 

Je nach Unternehmenskultur können Maßnahmen ganz unterschiedlich eingestuft werden, d.h. jede Organisation muss ihre individuellen Antworten finden. Die Bewertungsmatrix ist hierfür ein Hilfsinstrument.

 

4. Gender Impact Assessment

 

Eine Methode zur Prüfung der Auswirkungen von Maßnahmen auf die Gleichstellung von Frauen und Männer ist das in den Niederlanden Anfang der neunziger Jahre entwickelte Gender Impact Assessment (GIA). GIA kommt vor allem im öffentlichen Bereich zum Einsatz, wo die Auswirkungen von politischen Maßnahmen wie Gesetzen, Verordnungen und Programmen sowie von alltäglichem Verwaltungshandeln auf die Geschlechterverhältnisse überprüft werden sollen. Das deutsche Bundesministerium für Umwelt integrierte Gender Mainstreaming in die Umweltpolitik und ließ eine Gender Impact Assessment Checkliste erstellen. Danach ist die Prüfung dreistufig aufgebaut mit einer vorausgehenden Relevanzprüfung, der Hauptprüfung und der abschließenden Bewertung.

 

Auswahl der Handlungsoptionen

 

Anhand der Prüffragen werden die einzelnen Handlungsoptionen bewertet und es wird ein Lösungsvorschlag erarbeitet. Selbstverständlich können auch mehrere Handlungsoptionen gleichzeitig umgesetzt werden.

 

 

 

*Catherine Müller, Gudrun Sander, gleichstellungs-controlling, vdf Hochschulverlag, Zürich 2006